Klimapolitik: Es ginge auch einfacher

Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Aber er muss nicht so teuer sein, wie es die politischen Diskussionen vermuten lassen. Auch ließe sich Klimaschutz ohne die Aufgeregtheit unserer Zeit realisieren. Von Dr. Jörn Quitzau Umfragen zeigen es immer wieder: Eine der größten Sorgen der Deutschen ist der Klimawandel. Inzwischen nimmt das Thema einen so großen Stellenwert ein, dass es einen regelrechten Überbietungswettbewerb gibt, Deutschland so schnell es geht zu dekarbonisieren. Bei den diskutierten Verboten und Auflagen geraten allerdings die Kosten zunehmend aus dem Blick. Effizienz und Effektivität leiden. Die Klimapolitik wird verschwenderisch. Spätestens die Diskussion über ein mögliches Aus für Gas- und Ölheizungen hat vielen Bürgern die Augen geöffnet: Der ökologische Umbau der Gesellschaft könnte sie finanziell überfordern. Sanierungszwang, Solardachpflicht [...]

2023-04-12T19:19:57+02:0012. April 2023|Kategorien: Allgemein, Klimapolitik, Wirtschaftspolitik|

Übergewinnsteuer: Populär, aber nicht sinnvoll

76 % der Deutschen halten die sogenannte Übergewinnsteuer, mit der die Krisengewinner zusätzlich zur Kasse gebeten werden sollen, für eine gute Idee (Infratest dimap-Umfrage für den ARD Deutschlandtrend). Ökonomen sehen das mehrheitlich anders – so auch der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesfinanzministerium. Was sind die Gründe, die gegen eine Übergewinnsteuer sprechen? Die Nachteile der Übergewinnsteuer überwiegen, weil… 1. sich ein sogenannter Übergewinn nicht willkürfrei ermitteln lässt, 2. die wirtschaftlichen Anreize für Unternehmen, Mangelsituationen in Krisen zu beseitigen, gestört werden, 3. Fairnessaspekte, die in diesem Zusammenhang eine große Rolle spielen, nicht auf die Unternehmensebene gehören, sondern auf die Ebene der Anteilseigner, 4. die Klassifizierung in moralisch „saubere“ und moralisch „unsaubere“ Gewinne zu steuerpolitischer Sprunghaftigkeit führen und die Glaubwürdigkeit beschädigen würde, 5. Krisengewinne auch [...]

2022-08-23T23:10:18+02:0023. August 2022|Kategorien: Allgemein, Finanzpolitik, Wirtschaftspolitik|Tags: , |

Thema des Jahres: Inflation

Eine ganze Dekade war nach der globalen Finanzkrise geprägt von außergewöhnlich niedrigen Inflationsraten. Im Durchschnitt stiegen die Preise in den Jahren 2010 bis 2020 nur um rund 1,25 % pro Jahr. Die Preise waren in dieser Zeit also sehr stabil, schließlich verstand die Europäische Zentralbank (EZB) damals unter Preisstabilität eine Inflationsrate von „unter, aber nahe 2 %“. Im Laufe der Jahre verschwand die Gefahr einer Inflation immer mehr aus dem Bewusstsein vieler Bürger. Das lag wohl auch daran, dass die Inflationsbeschwörungen einiger Ökonomen und Börsianer nach der Finanzkrise nicht aufgingen.   Die Zentralbanken hatten mit einer aggressiven Geldpolitik auf die Finanzkrise reagiert und viel Geld in die Kapitalmärkte und die Wirtschaft gepumpt, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. Für viele Beobachter galt eine [...]

2022-05-28T08:30:29+02:0020. Mai 2022|Kategorien: Allgemein, Wirtschaftspolitik|Tags: , |

Energiekrise: Deutsche Energieversorgung an historischem Wendepunkt

Der russische Angriff auf die Ukraine stellt die deutsche Energieversorgung radikal auf den Prüfstand. Angesichts eines möglichen Energie-Embargos oder eines Lieferstopps von russischer Seite sind Fakten zur deutschen Energieversorgung unerlässlich. Eric Heymann beleuchtet in diesem Beitrag und in der unten verlinkten Studie die wichtigsten Zahlen und Zusammenhänge. Eric Heymann ist Senior-Economist bei Deutsche Bank Research. Seine Themenschwerpunkte sind Verkehr, Energie und die Klimapolitik. Trotz des langjährigen Ausbaus der erneuerbaren Energien ist Deutschland – wie die meisten anderen Industrieländer der Welt – immer noch auf fossile Energieträger angewiesen. Deutschland importiert fast 70% seiner Energieressourcen, wobei Russland derzeit der größte Lieferant von fossilen Energien ist. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat zu einem historischen Wendepunkt in der deutschen Energieversorgung geführt. [...]

2022-04-01T15:54:21+02:0031. März 2022|Kategorien: Klimapolitik, Wirtschaftspolitik|Tags: , |

Höhere Verteidigungsausgaben – Rückbesinnung auf eine Kernaufgabe des Staates

Der russische Angriffskrieg hat Öffentlichkeit und Politik aufgerüttelt. Deutschland erhöht die Verteidigungsausgaben. Künftig soll der Verteidigungsetat auf gut 2 % des BIP steigen und mit einem 100 Mrd. Euro schweren Sondervermögen soll die Bundeswehr wieder einsatzfähig gemacht werden. Gleich zu Beginn der russischen Invasion in die Ukraine hatte sich der Heeres-Inspekteur, Generalleutnant Alfons Mais, mit der bemerkenswerten Äußerung, das Heer stehe „mehr oder minder blank da“, zu Wort gemeldet. Jahrelang hatte es Streit um die Höhe der deutschen Verteidigungsausgaben gegeben. Insbesondere die USA hatten in den vergangenen Jahren immer wieder gefordert, Deutschland solle seinen Verteidigungsetat auf 2 % der jährlichen Wirtschaftsleistung (BIP) erhöhen. Für die NATO-Staaten ist die 2 %-Marke ein Zielwert, auf den sich die Bündnisländer mit einem geringeren Verteidigungshaushalt bis 2024 [...]

Die „Modern Monetary Theory“ wird nicht zum neuen Dogma der Wirtschaftspolitik

Die Regierungen konnten sich in den vergangenen Jahren einige zusätzliche Ausgabenprogramme leisten – dank kräftiger Unterstützung der Notenbanken und niedriger Zinsen. Da die expansive Geld- und Finanzpolitik nicht zu höherer Inflation führte, machte sich in manchen politischen Kreisen – teilweise aber auch am Finanzmarkt – die Hoffnung breit, die Ideen der sogenannten „Modern Monetary Theory“ könnten sich bewahrheiten. Doch dann kam im vergangenen Jahr die Inflation überraschend kräftig zurück. Lesen Sie dazu ein Interview mit Prof. Dr. Michael Heise, Chefökonom bei HQ Trust. Zuvor war er Generalsekretär des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Chef-Volkswirt bei der DG Bank, DZ Bank, der Dresdner Bank und bei der Allianz. Markt und Mitte: Was verbirgt sich hinter dem Konzept der „Modern Monetary [...]

2022-02-01T16:01:12+01:001. Februar 2022|Kategorien: Wirtschaftspolitik|Tags: , , , |

Wirtschaftswachstum trotz Corona-Einschränkungen: Wie passt das zusammen?

Laut Statistischem Bundesamt ist die deutsche Wirtschaft im Jahr 2021 um 2,7 % im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Das gerade angelaufene Jahr 2022 soll noch besser werden: Die meisten Prognostiker erwarten einen kräftigen Wachstumsschub von rund 4 %. Doch wie passen diese beeindruckenden Wachstumszahlen zu den teilweise erheblichen Einschränkungen, unter denen Teile der Wirtschaft immer noch leiden? Wie verkraftet die Wirtschaft die immer neuen Rückschläge?   BIP-Veränderung (preisbereinigt). 2015 = 100. Quelle: Destatis. Ein echter wirtschaftlicher Schock waren nur die erste Corona-Welle und die erste Lockdown-Phase: Im zweiten Quartal 2020, also während des ersten Lockdowns, brach die Wirtschaftsleistung historisch stark um gut 11 % ein (gegenüber dem zweiten Quartal 2019). Dass es damals nicht noch schlimmer kam und die Wirtschaft nicht kollabierte, war [...]

2022-01-25T19:16:53+01:0025. Januar 2022|Kategorien: Allgemein, Wirtschaftspolitik|Tags: , , |

Politisch verordneter Wachstumsverzicht ist keine Lösung

Der Verzicht auf Wirtschaftswachstum wird immer öfter als Lösung für die großen Probleme unserer Zeit gesehen. Ist das ein realistischer Ansatz? Oder ist es eine gefährliche Utopie? Lesen Sie dazu ein Interview mit Prof. Dr. Jan Schnellenbach, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Brandenburgischen Technischen Universität. Markt und Mitte: Was verbirgt sich hinter der Idee einer „Postwachstumsökonomie“? Jan Schnellenbach: Es gibt verschiedene Interpretationen dieses Begriffs und verschiedene sich nahestehende Denkströmungen, die alle davon ausgehen, dass das Wirtschaftswachstum nicht so weitergehen soll oder wird wie in den Jahrhunderten seit der industriellen Revolution. Und das sind schon zwei ganz unterschiedliche Aussagen: Die einen erwarten, dass beispielsweise die Innovationskräfte der Marktwirtschaft langsam zurückgehen, so dass das Wachstum langsam von selbst immer geringer wird. [...]

Gute Schulden, schlechte Schulden – was hat es auf sich mit der Schuldenbremse?

Von Dr. Jörn Quitzau, Leiter Wirtschaftstrends beim Bankhaus Berenberg. Während sich viele Menschen fragen, wie die hohen Staatsschulden jemals zurückgezahlt werden können, diskutieren einige Politiker und Ökonomen darüber, wie die Schuldenbremse gelockert oder umschifft werden kann. Wie kann das sein? Die Staatsschulden sind in Deutschland über viele Jahrzehnte gewachsen. Gemessen an der Wirtschaftsleistung stiegen die öffentlichen Schulden von weniger als 20 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Jahr 1970 auf über 80 % im Jahr 2010. Der Anstieg verlief nicht kontinuierlich, sondern in mehreren kräftigen Schüben. Die Haupttreiber waren der Ausbau des Sozialstaates in den siebziger Jahren, die Kosten der Wiedervereinigung in den Neunzigern und schließlich die globale Finanzkrise. Als die Finanzkrise zu einer internationalen Staatsschuldenkrise ausuferte und auch den deutschen Schuldenstand auf [...]

2021-11-06T09:46:54+01:003. November 2021|Kategorien: Allgemein, Finanzpolitik, Wirtschaftspolitik|Tags: , |

Mit Technologie statt Freiheitseinschränkungen gegen den Klimawandel

In der Klimadiskussion werden immer häufiger Forderung nach Verzicht laut. Ist Verzicht - auch der Verzicht auf Wirtschaftswachstum - tatsächlich unausweichlich? Oder ist das Klimaproblem mit Technologie und marktwirtschaftlichen Instrumenten zu lösen? Lesen Sie das Interview mit Prof. Dr. Joachim Weimann, Professor an der Universität Magdeburg, Autor eines Lehrbuchs zur Umweltökonomik, Vorsitzender der "Gesellschaft für experimentelle Wirtschaftsforschung e.V." und Initiator der Website "Nur mal kurz".    Markt und Mitte: Der Klimawandel ist das prägende Thema unserer Zeit. Kein Tag vergeht ohne Berichte, Kontroversen oder – neuerdings – Gerichtsurteile. Müssen wir unser Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell ganz neu aufstellen? Joachim Weimann: Zweifellos ist der Klimawandel ein ernstes Problem, dem wir unsere volle Aufmerksamkeit widmen müssen. Aber das bedeutet nicht, dass wir [...]

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