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Warum Marktwirtschaft?

„Ökonomie ist die Kunst, das Beste aus dem Leben zu machen.“

– Wirtschaftsnobelpreisträger Gary S. Becker in Anlehnung an George Bernard Shaw

Im Schlaraffenland fließen Milch und Honig. Ein Leben in Saus und Braus ist möglich – ganz ohne Arbeit und Anstrengung. Wer sich von solchen märchenhaften Beschreibungen leiten lässt, landet schnell bei sozialpolitischen Utopien wie dem Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens. Doch trotz allen erreichten Wohlstands: Die Menschheit lebt nicht im Schlaraffenland. In der realen Welt fließen  Milch und Honig nicht automatisch. Sie müssen erarbeitet werden, genau wie alle anderen Waren und Dienstleistungen.

Im richtigen Leben rivalisieren die Menschen um knappe Güter. Sie haben unterschiedliche Interessen und Vorstellungen von ihrem Leben. Mit anderen Worten: Die Welt ist komplex und voller Unzulänglichkeiten. Deshalb steht die Frage im Raum: Wie lassen sich die unterschiedlichen, oft konkurrierenden Ziele der Menschen bestmöglich in Einklang bringen? Wie können die knappen Ressourcen effizient genutzt werden? Wie lassen sich die unterschiedlichen Konsumwünsche erfüllen?

Nur weil die Ressourcen knapp und die Konsumwünsche sehr unterschiedlich sind, braucht es ein Wirtschaftssystem. Die soziale Marktwirtschaft hat sich als dasjenige Wirtschaftssystem erwiesen, das den Menschen größtmöglichen Wohlstand, Wahlfreiheit und Entfaltungsmöglichkeiten sowie eine soziale Absicherung bringt.

Vielfach versucht sich auch der Staat als Unternehmer. Die Länder des ehemaligen Ostblocks haben vor ihrem Zusammenbruch Ende der achtziger Jahre sogar die komplette Wirtschaft durch staatliche Planungsinstanzen zentral gesteuert. Obwohl dieses Experiment eindrucksvoll gescheitert ist und zum Kollaps des staatlich kontrollierten Wirtschafts- und Gesellschaftssystems geführt hat, genießen staatliche Lösungsansätze selbst in Deutschland erstaunliche Sympathien. Staatliche Ansätze wirken oft intuitiv einfach. Sie haben in Person der Wirtschaftspolitiker zudem klar erkennbare Akteure. Das mag erklären, weshalb ein starker Staat vielen Bürgern sympathisch und erfolgversprechend erscheint.

Dagegen sind marktwirtschaftliche Lösungen meist komplex, intuitiv oft nicht eingängig und deshalb immer wieder erklärungsbedürftig. Dem Markt fehlt der sichtbare Akteur, der die Geschicke lenkt. Denn der Markt setzt auf die Weisheit der Vielen – auf den Erfinder- und Unternehmergeist, die Eigeninitiative und den Ideenreichtum der Bürger. Koordiniert werden die Waren- und Finanzströme, die Arbeitsmärkte, einfach alle wirtschaftlichen Transaktionen durch den Preismechanismus. Das ist außerordentlich abstrakt und für den Betrachter nur schwer vorstellbar. Adam Smith, der Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre, sprach deshalb davon, die Marktwirtschaft werde von einer „unsichtbaren Hand“ gelenkt. Dass diese unsichtbare Hand trotzdem höchst wirksam ist, hat sich während der Corona-Pandemie gezeigt. Ob Desinfektionsmittel, medizinische Schutzmasken oder Hygieneartikel – die Unternehmen haben sofort die Produktionskapazitäten hochgefahren. Denn Unternehmen wissen am besten und am schnellsten, wie sich die Nachfrage in ihren Märkten entwickelt. Es hat keiner staatlichen Weisungen bedurft. Die anziehende Nachfrage und die steigenden Produktpreise, die den zunehmenden Bedarf signalisiert haben, reichten vollkommen aus.

Die soziale Marktwirtschaft hat immer wieder erstaunliche Erfolgsgeschichten produziert. Eines wird ihr aber nicht gelingen: Auch sie wird nicht das Schlaraffenland oder das Paradies auf Erden herbeiführen. Sie ist lediglich das ideale Wirtschaftssystem, um das Beste aus den knappen Ressourcen zu machen.